Hexen,

nicht im heutigen Sinn sondern eher böse Zauberinnen wie man sie aus Märchen kennt, gab es scheinbar einige. Zumeist waren es Witwen von Hofstellenbesitzern. Sie wurden der Verletzung göttlichen Willens, Buhlschaft mit dem Teufel, Anwendung von Schadenzauber und anderer böse Tatbestände beschuldigt. Es gab Pferdezauberinnen, Milchhexen, Wettermacherinnen...
Nur Christen konnten Hexen werden, Frauen anderer Religionen (Juden, Roma), wurden, obwohl sie nicht weniger 'zauberten', nicht als Hexen verfolgt. Es fehlte der Tatbestand des Satanismus (Abwendung von Gott und Verbündnis mit dem Teufel).


Hochzeit der Verfolgung, Anklage, Hexenverbrennung waren die Jahre 1560-1635, ab 1591 bis über die Jahrhundertwende verschärften sich die Vollstreckungen nochmals.
Nach dem 30-jährigen Krieg wurde die Hexerei mehr und mehr entkräftet. Fälle vor Gericht wurden, zumindest für die etwas besser gestellten, als Beleidigungen abgehandelt. Bettler und Arme mussten weiterhin mit Hexereivorwürfen rechnen. Auch behielt die gelebte Volksmagie, trotz kirchlicher Aufklärungsarbeit noch lange Bestand. Das Wort 'Hexe' war, ähnlich wie 'Hure' nur noch ein Schimpfwort. In der folgenden Generation wandelte sich der Sinn von 'Hexe' zu 'alt'.

 

Hier nun eine Hexengeschichte aus Vehlin in Kurzform: das Peinpferd

 

 

 

Viel zu früh verstarb in den achtziger Jahren Bauer Clemens. Die Hinterbliebene war verärgert, ringsum Daseinsfreuden nur bei ihr mischte sich zur Melancholie auch noch Verzweiflung - und Hass! In ihrer Wut auf andere Menschen, die viel glücklicher als sie lebten, begann sie mit kleinen Sticheleien. Daraus erwuchsen mit der Zeit böse Wünsche, verächtliche Zaubersprüche und andere schlimme Sachen. Schnell war der Hexereiverdacht ausgesprochen. Witwen, die oft unbehütet, unkontrollierbar und eigensinnig, waren prädestiniert dafür. Einzig Sanna Kriele, ebenfalls eine Witwe, hielt zu ihr. So vergehen zwanzig Jahre in denen sie als Hexe verächtet wird. Derweil sie wiederkehrend das Vieh eines Bauern verflucht und daraufhin auch tatsächlich einige Tiere sterben, eskaliert das Ganze. Schnell ist der Fallstrick gelegt, sie wird angeklagt, verurteilt und als Hexe auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

die Wasserfolter

 

 

 


Als nach diesem Exzess das Viehsterben nicht aufhören wollte, kamen dem Volk Zweifel auf. Waren die Bezichtigungen gegenüber der Clemens wirklich begründet? Doch schon bald fand sich die Lösung: Sanna Kriele wurde angeschwärzt. Sie hätte noch kurz vor dem Tod der Clemens das notwendige Wissen erfahren um als ihr Medium das Unheil weiterzuführen.

 

 

 

auf dem Weg zur Verbrennung

Jetzt war man nicht mehr feinfühlig und legitim, sofort wurde die Festnahme der Kriele durchgesetzt. Unter Folter sagte diese nun aus, dass sie sich das Wissen der Clemens angeeignet habe. Ein Vehliner Bauer wäre der verbrannten Clemens noch Lohn für Erntehilfe schuldig gewesen. Deswegen wollte sie aus Rache eines seiner Pferde töten und habe dazu, mit dem Teufel verbündet, Gift vor dessen Pforte vergossen. Gleich nach dem Verhör widerrief sie ihr Geständnis.
Der Fall wurde bald darauf von Brandenburger Schöffen weiterverhandelt. Sie drangen auf eine nochmalige, bedrängnisfreie Anhörung aller Betroffenen im Beisein eines Beraters. Dabei stellte sich heraus, dass besagter Bauer keine Schulden bei Frau Clemens hatte, im Gegenteil. Der Bauer wollte sie, obwohl der Ernteeinsatz wegen Schlechtwetter ausfiel, mit einem Sechser belohnen, sie aber lehnte ab. Auch hatte der Bauer nichts von Gift auf seinem Hof bemerkt. Sanna Kriele sagte aus, dass sie keinerlei Wissen der Clemens angenommen habe. Somit war die Anklage haltlos geworden. Sie musste einen Schwur leisten zukünftig keinen solchen Verdächtigungen Anlass zu geben.

Hexenverbrennung

 

Aber es gab da noch Frau Wettstel, ebenso eine Witwe. Es war nur eine kleine Streiterei ihrer Kinder mit denen eines Bauern. Daraufhin hat der Bauer sie ermahnt, dass ihre Kinder doch die seinen in Ruhe lassen sollten. Es fiel ein böses Wort der Frau. Zwei Wochen später erkrankten dem Bauern drei Pferde die bald darauf verstarben. Das war nachteilig für Witwe Wettstel.  In diesen Zeiten musste man immer mit dem Schlimmsten rechnen: Zaubereiverdacht, Gefängnis...

 

Ihr (und anderen) wurde vorgeworfen sich nicht gegen den Hexenverdacht gewehrt zu haben. Doch nicht jeder konnte das, besonders bei momentanen Streitfällen/Wortgefechten. Ein bisschen glaubte man auch an Magie, war sich nicht sicher, ob man mit ausgesprochenen Wünschen oder auch nur durch unselige Gedanken einen anderen schädigen kann.

 

Der Ausgang des Vehliner Hexenkuriosums zur Zeit des Überganges in das 17. Jahrhundert ist nicht bekannt. 

 

* der Zauberspruch ganz oben (Auszug) stammt nicht aus der Prignitz sondern aus Merseburg/Anhalt. Auch ist es kein böser, sondern er sollte der Pferdeheilung dienen.
Die Übersetzung:

 

Sei es Knochenverrenkung,
sei es Blutverrenkung,
sei es Gliedverrenkung:
Knochen zu Knochen,
Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern,
so seien sie fest gefügt.

 

die Bilder, bis auf das zweite vielleicht, sind natürlich in unserer Zeit nachgestellt.

von oben: Folterung auf dem Peinpferd, Wasserfolter, Hexenverbrennungen

 

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