Im frühen Mittelalter war der mittlere Landstrich zwischen Elbe und Oder von Walataben (auch Wilzen genannt), einem Völkerverband wendischer Slawen erobert. Die Prignitz war, neben dem kleinen Rest der Alteingesessenen, von Limonen besiedelt. Ihr Fürstensitz war in Lunkini, dem heutigen Lenzen. Die Slawen hatten ständig Auseinandersetzungen mit den Sachsen im Süden, Abodriten im Norden, Deutschen im Westen. Als im Jahr 789 Karl der Große mit seinem Franken-Heer die Elbe überschritt, sich zuvor noch mit den Abodriten verbündete, kam es nur zu kurzen Kämpfen. Es ist wahrscheinlich, dass dieses in der heutigen Prignitz geschah. Die Slawen wagten keinen entscheidenden Kampf mit den Franken. Fürst Wiltorum Dragowit, kam Karl dem Großen, der diesen Feldzug persönlich leitete, entgegen, ergab sich und leistete einen Treueid.*1 Damit war das gesamte Gebiet der fränkischen Herrschaft unterstellt worden.

 

 

Anfang des neunten Jahrhunderts

gab es bereits ein Handelsembargo, Kaufleute durften im Slawengebiet keine Waffen veräußern. Trotzdem kam es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen, Angriffen und Rachefeldzügen.

Das Ziel der Deutschen war, die Slawen endgültig zu unterwerfen und sie zum christlichen Glauben zu bekehren. 929 verloren die Slawen eine große Entscheidungsschlacht und schienen gebändigt - zunächst jedenfalls. Kaiser Otto I. gründete das Bistum Havelberg, den Bischofssitz. Die deutschen Eroberer wollten damit der gehassten Religion einen festen Fuß setzen. Folgend wurden erste Kirchen auch in der Prignitz gebaut. Das Deutsche Reich war nun amtlich mit dem Gebiet zwischen Elbe und Oder gewachsen, aber nur illusorisch denn die Slawen waren nicht so leicht zu überzeugen. 983 kam es zum großen Aufstand der Slawen, wobei der Bischofssitz zerstört wurde. 1002 ein weiterer, der die letzten Reste der Deutschen und des Christentums auslöschte. Weitere Einfälle 1036 und 1045 der Deutschen hatten eine weitgehende Zerstörung aller Siedlungen in der Prignitz zur Folge. Nach zehn Jahren Ruhe formierte sich wieder Widerstand aus der Prignitz. Bei einem Gegenangriff am 10.09.1056 wurde der deutsche Gegner vollständig kampfunfähig geschlagen. Dieses Treiben wollte kein Ende nehmen, die Slawen trotzten ihrer Autonomie und Religion.

Bild oben: Slawensiedlung

Karte rechts: Deutschland im Jahr 1000 (klick)


Zeit der Kreuzzüge Diese päpstlichen Kampagnen richteten sich zwar hauptsächlich gegen die Türken, den Islam und fanden im Heiligen Land statt, doch auch gegen heidnische Völker wie die Slawen. Während des zweiten Kreuzzuges 1147 - 1149 wollte man von zwei Routen ausgehend das Land endgültig unter Kontrolle bringen. Von Magdeburg ausgehend über Havelberg/Prignitz zogen die Heerscharen fast widerstandslos bis zur Küste, dort mussten sie aber kapitulieren. Der zweite Zug südöstlich gegen die Abodriten im heutigen Mecklenburg zerschlug sich schon viel eher. Die erwünschten schnellen Erfolge der Hörigkeit und Glaubensannahme blieben aus. Nun passierte aber etwas, und das machte die Sache dann doch noch erfolgreich, nur auf anderem Wege.
Der deutsche Mitteladel strebte nicht so sehr wie das deutsche Kaiserreich nach übergeordneten Zielen. Sie waren vielmehr bestrebt ihren Besitz zu vergrößern und eine Macht in einem kleineren Herrschaftsgebiet zu erlangen. Die Zeit des Gewaltfriedens schien günstig, auch wurden sie von der deutschen Befehlsgewalt dazu angehalten. So kam es, dass sich verschiedene Adelsgeschlechter, mit ihnen auch Bauern, in dem eroberten Land ansiedelten. Sie kamen aus der Altmark, Sachsen, Flandern, dem Rheinland, Holland und westlich der Elbe. Die einheimische, meist slawische Bevölkerung wurde nicht vertrieben, sondern mit in die Neustrukturierung eingebunden. Scherben slawischer Kultur blieben noch längere Zeit erhalten.
Die Prignitz war quasi das Tor zur 'Neuen Welt'. Von hier ausgehend wurden dann auch weitere Gebiete Richtung Norden und Osten besiedelt.


Prignitz - ein slawische Name für die Vormark. Der Name war lange Zeit nur im Sprachgebrauch üblich. In Schriften des 12. und 13. Jahrhunderts, welche meist in lateinischer Sprache waren,  wurde die Prignitz zur Zeit der Slawenvorherrschaft mit "Brizanorum regio" oder "terram Brizanorum" (Brizaner, Limonen, Smeldingen und Bethenitzen bewohnten 'Brizanorum') bzw. nach den Kreuzzügen und der Kolonisation mit "terram Havelberg" bezeichnet. Die Prignitz als solche schriftlich erwähnt findet man erstmalig 1349, dennoch wurde in späterer Zeit bis etwa 1600 vielfach von der Vormark berichtet. Die Slawen selber kannten zu damaliger Zeit das geschriebene Wort nicht, somit gibt es von Ihnen keinerlei Aufzeichnungen. Selbst auf einer Landkarte von 1905 fand man, sicherlich ausnahmsweise, die Prignitz noch als Vormark bezeichnet. Da die Wortendung  'itz' auf slawischen Ursprung schließen lässt, war es dem guten Deutschen wahrscheinlich unangenehm. Fest steht auf jeden Fall: Der Name Prignitz wurde nur durch den Volksmund erhalten und überliefert.
Ab dem Jahre 1150 begann man dann Wälder zu roden, Sümpfe und Moore trockenzulegen. Es entstanden unzählige neue Dörfer, viele Kirchen, auch Burgen und Schlösser. Viele der heutigen 181 Kirchen in der Prignitz lassen sich dieser Zeit zuschreiben. [Zum Vergleich: Berlin/Kölln a.d.Spree besaßen zu dieser Zeit (1250) nur zwei Kirchen.] Dieser unermessliche Bebauungs- und Besiedlungseifer fand Ende des 13. Jahrhunderts seinen Abschluss.
Die durchschnittliche Größe eines einzelnen Dorfes betrug ungefähr 1000 ha, wovon eine Aufteilung in 30 bis 60 Hufen erfolgte. Für gewöhnlich wurden von den Bauern 2 oder 3 Hufen bewirtschaftet. Sie hatten keinerlei Grundeigentum an Land, mussten für die Benutzung Abgaben und Dienste leisten (Lehnwirtschaft). Das bedeutsamste war der Ackerzins. Es war nicht unbedingt die Güte des Ackerbodens welche die Höhe der Zahlung bestimmte, auch gab es territorial große Unterschiede. Ob man im Jahr 1375 drei Schilling oder sechs bis sieben pro Hufe zahlen musste hing davon ab wie lange das Dorf schon existierte, ob es sich um Land aus gerodeten Waldflächen, Urbarmachung von Sümpfen oder bereits längere Zeit kultivierten Acker handelte. Von einem der ältesten Dienste, die Landesherrschaft samt Gefolge mit Gespannen durch die Landen zu kutschen, wurden die Bauern bereits 1280 befreit. Zugleich brauchten sie fortan zur zum Schutze des Vaterlandes Waffen führen. Sie wurden nicht für auswärtige Feldzüge verpflichtet, nur wenn der Feind die Grenzen zu überschreiten drohte, sollten sie ihm mit Widerstand entgegentreten.

Mit dem Aussterben der Askanier 1320 wurde die Prignitz ab 1324 kurzzeitig von mecklenburgischer Fürsten vereinnahmt. Die aufkommenden Streitigkeiten zwischen Mecklenburg, Hohenzollern und Brandenburg wurden am 12. April 1442 durch den 'Frieden zu Wittstock' geschlichtet. Fortan gehörte die Prignitz wieder dem Kurfürstentum Brandenburg.

 

 

1349/50 Pest

 

1383 "Hostienwunder" in Wilsnack

 

1417 Die Mark Brandenburg ging in das Erbrecht der Hohenzollern über

 

1477 Der Havelberger Bischof ging mit Verbündeten energisch gegen die Räuber und Wegelagerer, die den Pilgerstrom nach Wilsnack schändigten vor. 14 Prignitzer Burgen wurden zerstört, Köpfe rollten...

 

 

 

Vellin, Velin, Vehlin - die erste Erwähnung findet man im Jahr 1448 in einer Schrift der Stadt Lenzen. Hier eine spätere Abschrift/Übersetzung des Originals:
"Von der Urbede (landesherrschaftliche Steuer) verkaufte Dietrich von Quitzow im Jahre 1448, als damaliger Pfandinhaber von Lenzen, dem Altaristen* zu Vellin wiederverkäuflich einen Zins für dargeliehene 80 Mark."

 

Die Gründung der Plattenburg ist nicht bekannt. Im Jahr 1319 wird sie jedoch, als schon bewohntes Schloss, zusammen mit der Mühle in Groß Leppin und einigen unbewohnten Landstrichen, vom Markgrafen Woldemar für 600 Mark an den Bischof in Havelberg verkauft. Er und folgende Bischöfe sorgten für Ausbau und eine Erweiterung der Ländereien. Mehrere residierten hier, dann auch in der Bischofsburg Wittstock. Der Plattenburg galt aber immer eine besondere Aufmerksamkeit. Sie verstanden es immer mehr Dörfer unter ihre Einflussnahme zu bekommen. Sogar Güter des Domkapitels wurden für die Plattenburg erworben. Bedeutsam war hierbei um 1490 die wüste Feldmark Klein Leppin. Bischof Busso VIII. von Alvensleben kaufte besagtes Landstück für 1200 Gulden dem Domkapitel ab. Er wollte hier Ackerflächen einrichten und brauchte Weideland für die große unterhaltene Schäferei. Im Jahr 1548, als der letzte Bischof starb, waren aus Vehlin drei Hüfner und sechs Höfe dem Bistum Havelberg zugehörig. 

 

 

*1 Einige Schriften behauptet hier widersprüchliches, dass das fränkische Heer weit in das Land eingedrungen, bis zur Havel/Peene im havelländischen Luch. Andere ziehen sogar die Peene in Mecklenburg in Betracht. Angeblich soll sich dort, in der Nähe von Demmin, der Sitz des Slawenfürsten befunden haben. (quasi im Feindesland)  Er hatte aber in der Burg  Brennabor (ein früher Name für Brandenburg) seinen Sitz. Der Feldzug war schnell entschieden. Somit liegt doch nahe, dass die Entscheidung unweit der Elbe erfolgte.
Es gibt auch noch eine Sage, die mit dieser Geschichte die Gründung Potsdams fundiert. Abermals eine, in der geschrieben steht, dass Karl die einzige Tochter des Slawenkönigs als Geisel haben wollte, um nicht weiter das Land zu verwüsten. Da gab es ein Mädchen, die zum Tod durch das Schwert verurteilt war, die Kinder sollten heimlich getauscht werden, die wirkliche Tochter musste versteckt werden, gute Berater haben sie unsichtbar gemacht, sie wurde nie wieder gesehen. Das gehört wahrscheinlich auch in den Bereich der Sagen und Märchen. Man sieht aber wie viel hier geschwatzt, ausgemalt, literarisch verschönt wurde. Es ist also Vorsicht geboten.

 

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