In der Prignitz hatten viele kleine und mittlere Adelsgeschlechter sowie einige Ritter ihren Sitz. Allein dem Domkapitel Havelberg, welches selber auch einen großen Einfluss hatte, waren 26 Adelsfamilien verpflichtet. Anhand der Wappen kann man feststellen, dass viele von ihnen gleicher Abstammung waren.

 

So war wohl Familie Rohr das Stammgeschlecht mit Hauptsitz in der Altmark. Stammesverwandte waren Königsmarck und Kerkberg, sie führten das gleiche Wappen, sowie Möllendorf und Beust, später folgten weitere. Der größte Teil Vehlins war zu Diensten derer von Königsmark mit Sitz in Vehlin und Berlitt.

 

Am 20. August 1501 stirbt der aus Vehlin stammende Otto II. von Königsmarck, Bischof zu Havelberg. Im Dom zu Havelberg kann man heute noch die Grabplatte sehen. Auf ihr ist aber durch die Jahrhundertelangen Wettereinflüsse nicht mehr viel zu erkennen.

Wo und in welchem Zeitraum die von Königsmarck in Vehlin residierten ist heute nicht genau bekannt. Mitte des 15.Jh waren sie in Vehlin. In einer Liste von 1540 mit Aufzählung der vorhandenen Kirchen war die Vehliner mit Patron Königsmarck zu Berlitt und Kötzlin angegeben. Ende des Jahrhunderts kann man wiederum von Königsmarck zu Vehlin lesen. Über v. Königsmarck wurde, genau wie später über die v. Klitzing, wenig aufgeschrieben.

 

 

 

Familie Saldern

war im 13. Jahrhundert eine der reichsten und einflussreichsten Braunschweigs. Sie besetzten im 14. Jahrhundert bedeutende Ämter von Kirche und Herzog. Im 15. Jahrhundert traten sie erstmals in ein Lehnverhältnis mit dem Brandenburgischen Kurfürsten, erwarben sich Burg und Ländereien auf Lebenszeit. Besonders trat Matthias von Saldern als Oberkämmerer beim Kurfürsten Joachim II. hervor. Er bekam für treue Dienste das Klosteramt Leitzkau. Danach weilte ein Hin und Her durch Misswirtschaften, Verpfändungen, Ämtertausch, Anleihen, Abtretungen. Im Jahr 1552 wurde schließlich Plattenburg mitsamten Verbindlichkeiten an ihn verpfändet. Der Auslösebetrag war 26'000 goldene Münzen = 832'000 Märkische Groschen. 1555 wurde Plattenburg endgültig an ihn überschrieben. Der Kurfürst besaß bisher keine Burg oder sonstiges in der Prignitz. Dieses wollte er ändern, damit er in Kriegszeiten einen befestigten Sitz bewohnen könne. So kam es 1557 zu dem Beschluss die Plattenburg, immer noch tief verschuldet, auszulösen. Sie wurde von Bischof und Domkapitel dem Kurfürsten überschrieben. Die Auslösesumme wurde aus Vermögen der Salderschen Familie beglichen und so kam es dazu dass nach drei Jahren, nachdem man den Plan des Ausbauens zu einer Landfestung für undurchführbar erachtete, Plattenburg mehreren Gliedern der Familie Saldern übertragen wurde. Plattenburg trat folgend als siebter Kreis der Prignitz bei.

(Bild rechts: Matthias von Saldern;
unten: Aufzählung der Verbindlichkeiten bei der Übernahme von Plattenburg (kleiner Ausschnitt)

 

 

 

Die Reformation begann 1517 mit dem Thesenanschlag Luthers. Doch die römische Kirche sträubte sich dagegen, auch der Kurfürst Joachim I. erließ Edikte den Umbruch zu unterbinden. Erst mit seinem Tod und dem Regierungswechsel 1535 wurde die Reformation langsam realisiert, obwohl er seine Söhne testamentarisch verpflichtete an der römisch katholischen Kirche festzuhalten, sie entschieden sich aber dennoch für Luther.

Im Einflussbereich des Havelberger Bistums geschah dieses ab 1539 mit dessen Auflösung. Das Domkapitel wurde evangelisch.

 

Für die Gottesdienstbesucher, auch in Vehlin, hatte dieses zur Folge, dass von nun an deutsch gesprochen wurde. Statt der Handlung einer Messe stand nun das gesprochene Wort in Form von Schriftlesung und Predigt im Vordergrund. Außerdem durften sie all das Neue im Sitzen auf nun angeschafften Kirchbänken verfolgen. Weitere Umgestaltungsmaßnahmen waren, dass Kruzifixe entfernt, Wandbilder übertüncht, Bildnisse von Altären entfernt oder oft auch zerstört wurden. Der Heiligen- und Reliquienkult wurde aufgegeben. Ein großes Fest war die Kirchweihe nach Luthers Vorbild.

 

In der Vehliner Kirche sind die Pfarrer seit der Reformation gelistet. Der erste anhand dieser Schrift war Kurt Bilefeld ab dem Jahr 1547.

 

1557 wurde das Domkapitel, bis auf die Vehliner Anteile, an den Kurfürsten verkauft.

 

 

Die 'wüste Feldmark Klein Leppin' taucht in Aufzeichnungen immer wieder auf und war über einen längeren Zeitraum hinweg, auch Vehliner betreffend, immer wieder Ausgangspunkt von Aufregungen und Streitigkeiten. Vor 100 Jahren gab es hier noch das Dorf Lüttken Leppin. Die Dorfschaft hätte das Land gebraucht, doch es wurde im Register anders ausgewiesen, wahrscheinlich als Ritterhufen*. Die Leute sind gestorben, Höfe verfallen. Das Land gehörte zu verschiedenen Teilen und Diensten dem Domkapitel, von Königsmark und denen von Saldern. Der Saldernsche Teil war an Vehliner Bauern des Domkapitel verpachtet. Die von Saldern hatten ständig Streit mit dem Domkapitel.

[Die ganze Sache mit Verkäufen, Umschreibungen, Verpfändungen, vertraulichen/geheimen Absprachen, Diensten und Rechten der verschiedenen Parteien ist kaum nachvollziehbar und nur schwer zu verstehen. Je mehr man erforscht, desto verwirrter wird man. Wahrscheinlich hatte schon damals keiner den richtigen Durchblick. Hier noch der Vergleich zwischen Bischof und Bauerngemeinde Vehlin - einem weiteren Vorfall im nächsten Jahrhundert.]

 

1564 - In der Kurmark Brandenburg leben 265'000 Menschen.

 

1576 - Vier (von 27) Kossätenhöfe sind abgebrannt, außerdem gab es zu der Zeit noch 13 Hüfner und eine Mühle in Vehlin.

 

Im Jahr 1591 hatten die Saldern 117 Bauern und 165 Kossäten als Untertanen.
Vehlin machte zu dieser Zeit mit 3 Bauern den geringsten Anteil aus. Diese Drei leisteten Dienste für Hütungsrechte auf der wüsten Feldmark Klein Leppin.

Levin von Königsmarck verkaufte seine Vehliner Anteile (10 Hüfner mit Diensten und Pachten) am 7. 7. 1591 für 700 Taler an Burchard und Jakob von Saldern.

 

 

Hier einmal als Beispiel die Finanzierung der Pfarrstelle. Eine Abschrift eines Teiles des:

 

Matrical de Ano 1600

 

von Vehlin

Collatozes die von Königsmarken zu Vehlin und Berlitt

 

Der Pfarrher hat

 

1 Pfarrhof

1 Garten hinter dem Dorfe

5 Hufen und hinter diesen Hufen Wiesen woraus ohngefehr
jährlich 14 Fuder Heu gewonnen werden können, von ohngefehr
2 Winspel Korn den Zehnerdt, von jeder Leiche 2 Schilling lübisch (15 Pf preußisch),
von jeder Kind Betterin und jeder Braut einzuleuten
1 Schilling und 2 Lichte,
Ein Viertel Wachs, welches dem Gotteshause auch zukommt,
3 Schilling vom aufbiethen, von den Hochzeiten,
aus jeder Maalzeit 2 Gerichte Fleisch und was sonst üblich und gebreuchlich ist,
bei jeder Taufe eine Maalzeit, wo er verhindert, 3 Schilling, auf 4 Zeiten Pfennigen,
alle Ostern 10 Eier von 2 Hufen und von jedem Coßäthen 5 Eier
alle Weihnachten aus jedem Hause 1. Wurst.

(Ende der Abschrift)

Für den Küster ist ähnliches aufgelistet. Er bekommt bei einer Hochzeit aber blos Suppe, nur zwei Eier zu Ostern und gar keine Wurst zu Weihnachten, dafür aber vier Fuhren Holz.

 

 

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